Liebe Weinwisser,
wie in den vergangenen Jahren bringen wir vor der Doppelausgabe mit den Bordeaux-Primeurs unser Spezial über den gerade ausgelieferten „Arrivage“-Jahrgang. 2021 galt für viele als eher kleines Jahr. Dabei war er vor allem in der Spitze besser als sein Ruf. „Die Weine konnten durch den Fassausbau an Konzentration und Körper zulegen, die Top-Weine sind beeindruckend“, schreibt unser Auto und langjähriger Bordeaux-Kenner Thomas Boxberger. Denn nach vielen heißen Jahrgängen kommen sie mit niedrigem Alkohol aus und zeigen – vielleicht auch gerade deswegen – eine große Terroir-Prägung. Für Boxberger steht fest: „In 10 bis 15 Jahren wird man bei manchen Weinen nicht glauben wollen, dass 2021 ursprünglich als kleiner Jahrgang eingeschätzt wurde. Denn klein sind die 2021er eben nicht. Sie sind nur nicht fett, breit oder überladen. Und damit ist 2021 so etwas wie die Rückkehr des klassischen Bordeaux.“
Apropos Bordeaux. In unserer neuen Rubrik „Weinlegenden“ (ehemals Wein.Persönlichkeitdes Monats) haben wir keinen Geringeren als den legendären Adi Werner im Exklusivgespräch. Er ist der Gründervater und Visionär hinter der Hospiz Alm, der berühmten Skihütte am Arlberg,in der man vorzüglich speisen und feiern kann. Hinter der traditionellen Skihüttenfassade verbirgt sich ein wahrer Gourmettempel und darunter hat Adi Werner einen einzigartigen „Wine Dome“ geschaffen mit einer der größten Sammlungen an Großflaschen (von der Doppelmagnumbis 27-Liter-Primaten), besonders von den großen und exklusiven Bordeaux-Châteaux. Grundgenug, den 88-Jährigen mit einem spannenden Interview als „Weinlegende“ zu verewigen.
Zudem schauen wir auf eine der spektakulärsten Blindprobe in der Geschichte des Weins zurück. Vielleicht nicht ganz so geschichtsträchtig wie das legendäre „Judgement of Paris“, aber eine Probe, die den Blick auf die chilenische Weinwelt revolutionierte. Die etwa 150 Teilnehmer, Fachjournalisten aus ganz Europa, waren vor 20 Jahren perplex. Gerade hatten zwei chilenische Weine in der Blindprobe die unbestritten grandiosen 2000er Lafite Rothschild, Margaux, Latour oder Solaia hinter sich gelassen. Das „Berlin Tasting“ ging anschließend um die Welt. Das Image der chilenischen Icon-Wines war damit nachhaltig verändert.
Danach blicken wir nach Italien. Es gibt dort nicht viele Weingüter, die über eine Wein-Bibliothek verfügen, die bis in die 1950er Jahre zurückreicht. Das renommierte Weingut Bertani aus dem Valpolicella kann dies ohne Weiteres und kredenzte im September 2023 im Zwei-Sterne-Restaurant Alois Dallmayr in München sechs ausgewählte Jahrgänge, von denen die meisten sogar noch erhältlich sind. Meinen Beitrag hierzu finden Sie auf den Seiten 21 bis 23.
Weltklasse gibt es auch hierzulande, beispielsweise in Rheinhessen. Dort genießt Klaus Peter Keller seit Jahren weit über Deutschlands Grenzen hinaus sowas wie Kultstatus. Seine Weißweine spielen in der internationalen Champions League. Dazu beigetragen haben kontinuierliche Höchstbewertungen aller namhaften nationalen und internationalen Weinkritiker. Seine Weine brauchen sehr viel Zeit, bis sie ihre wahre Größe zeigen. Das hat einmal mehr die Verkostung der superseltenen Sammlerbox „Keller-Kiste“ aus 2013 und 2012 gezeigt. Zwei grandiose Proben im Kreise von „WEINWISSERN“ im Frischeparadies in Frankfurt, wo wir ein perfekt auf die Weine abgestimmtes Fisch-Menü genossen haben.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Genießen Sie den Frühling in vollen Zügen. Gerne mit einer unserer zahlreichen Weinempfehlungen.
Chefredakteur WEINWISSER