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Editorial 06-24

Editorial 06-24

Editorial 06-24
Editorial 06-24

Liebe Weinwisser,

Sie halten eine äußerst spannende Doppelausgabe des WEINWISSER in den Händen.

Denn der Bordeaux-Jahrgang 2023 ist durchaus attraktiv. Er wird zwar nicht so legendär sein wie die Jahrgänge 2022, 2019 oder 2016. Aber das Motto des Jahres lautet: Sehr guter Jahrgang, noch bessere Preise. Die Bordelaiser Châteaux haben es endlich verstanden: Der Markt ist überreizt. Zu oft wurden in den vergangenen Dekaden die Preise völlig ausgereizt. Ähnlich wie beim legendären 2019er, wo die Preise aufgrund der Pandemie so etwas wie einmalige Schnäppchen waren, ist es auch jetzt. Preisnachlässe von bis zu 40 % bei den Premiers Grands Crus Classés lassen aufhorchen. Und so bietet diese Ausgabe auf 36 Seiten komprimierten Inhalt: mit einer ausführlichen Jahrgangsanalyse, umfassenden und präzisen Verkostungsnotizen der besten Spitzenweine, Top-Empfehlungen und «Best Buys» – übersichtlich nach Preisklassen sortiert. Dazu kommen ausführliche Interviews, unter anderem mit Axel Heinz, dem Ex-Ornellaia- und Masseto-Direktor, der nun das Ruder auf Château Lascombes übernommen hat und viel vor hat. Außerdem gibt es wieder viele spannende Hintergrundgeschichten wie meine Reportage über das legendäre Weingut Le Pin oder meinen Besuch auf Petrus.

Der Jahrgang 2023 ist zwar heterogener als 2022, aber insgesamt ein sehr gutes Jahr mit vielen großartigen Weinen; die besten Terroirs – wie etwa in Pauillac, St. Julien, St. Éstephe am linken Ufer und das berühmte Pomerol-Plateau am rechten Ufer haben profitiert. Ein Jahrgang, der Reife und Klassik wunderbar vereint.

Alexandre Thienpont, der Grandseigneur des Vieux Château Certan, verglich den Jahrgang mit einem zeitlosen Klassiker. «Wir sind wieder in Bordeaux. Dieser Jahrgang erinnert mich an die Weine, die wir früher zum Mittagessen tranken. Ohne den Effekt der Klimaerwärmung könnte man an einen 1988er denken. «Aber mit mehr Reife, Alkohol und Volumen», fügt er hinzu.

So auch auf Petrus, wo sich Gutsdirektor Olivier Berrouet über den Jahrgang erstaunt zeigt: «Wir waren von der Intensität und der Tanninkonzentration überrascht», erzählt er mir bei meinem Besuch. Deshalb haben sie ihn sehr schonend extrahiert. Sein «mysteriöser» Petrus lässt seine unglaubliche Tiefe und Klasse nur erahnen und wird sein volles Potenzial erst in 10 bis 20 Jahren zeigen.

Bei Château Lafite gab man sich sehr erfreut über den Jahrgang. In der Tat gehört der berühmte Premier Cru zu den Weinen des Jahres. «Wenn man den Falschen Mehltau in den Griff bekam, hatte man ein großes Jahr im Keller», so der Technische Direktor Eric Kohler.

Trotz dieser genialen Liaison steht er im Schatten des 2022er. Das Bessere ist des Guten Feind, so heißt es. Ein wenig leidet Bordeaux unter dem eigenen Erfolg. Denn in rund zehn Jahren gab es fünf große Jahrgänge: 2016 und 2019 sind ganz große Jahrgänge, vielleicht die besten seit Jahrzehnten, auch (2018), 2020 und 2022 liegen nur knapp dahinter.

Bei diesem Preisrutsch sollte man kaufen. Aber eben selektiv. Ein Schnäppchen-Jahr für etablierte Sammler und auch für Neueinsteiger. Hier kann man nicht viel falsch machen.

Aber schauen Sie sich unsere Top-Empfehlungen in allen Preislagen an. Denn Bordeaux muss nicht teuer sein. Deshalb geben wir Ihnen in den Notizen selbst explizite Kaufempfehlungen und für unsere Abonnenten gibt es schon lange eine «HOT-BUY»-Liste.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen sowie viele genussvolle und sonnige Momente!

 

Giuseppe Lauria

Chefredakteur WEINWISSER

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