Le Pin: Burgundische Finesse

Le Pin ist vielleicht nicht so berühmt wie sein Nachbar Petrus, aber nicht minder legendär und ebenso selten. Auch qualitativ treffen sich die beiden Pomerol-Ikonen auf Augenhöhe, nur ist Le Pin vergleichsweise etwas «günstiger». Das Weingut liegt im Herzen der Hochebene von Pomerol und ist seit 1979 im Besitz von Jacques Thienpont, der aus der legendärenWein-Dynastie der Thienponts stammt, die viele Weingüter ihr Eigen nennt. Seinen Namen verdankt das Weingut der Pinie, die neben dem Haus steht, in dem der Wein gekeltert wird. Wie Petrus verzichtet auch Le Pin auf das Château im Namen, denn im Grunde ist es eine Art High-End-Garagenweingut. Eine unglaubliche Erfolgsstory. Auf einer winzigen Fläche entsteht hiereiner der absoluten Spitzenweine des gesamten Bordelais und einer der besten Merlots der Welt. Als ich vor Ort war, verkostete ich mit Jacques Thienpont die beiden Weine. Château l’If und eben Le Pin. Jacques Thienpont ist der Eigentümer von Le Pin. Der 2023er ist ein absolut herausragender Wein, ein Gänsehautwein. Ungemein präzise konturiert, von explosiver Aromatik mit seidenfeiner Tannintextur,dabei sehr finessenreich und wie aus einem Guss. Als ich die Worte «burgundylike»kund tue, schaue ich in ein erfreutes Gesicht. «Qui, Qui – you could easily change it for agreat burgundy wine», erwidert der freundliche Gentleman Jacques Thienpont. Der Weinbesteht aus 100 % Merlot-Trauben, die in vierDurchgängen zwischen dem 11. und dem 23.September gelesen wurden. Ausgebaut wirder inzwischen zu fast zwei Drittel in neuemund einem Drittel in gebrauchten Fässern.Bis zum Jahrgang 2019 kamen stets 100 % Neuholz zum Einsatz. Offenbar geht man auch hier den Weg zum «Weniger ist mehr-Prinzip». Sowohl Tjark Witzgall als auch ich haben voneinander unabhängig die Höchstnote 20/20 gezückt. Für uns ist der 2023er LePin einer der beiden Weine des Jahres, der die Traumnote verdient.